Juli 29

4 gefährliche Irrtümer über Aufschieberitis: Wenn du das denkst, liegst du falsch

Diese 4 weitverbreiteten Irrtümer oder Fehleinschätzungen verhindern, dass du mit Aufschiebeverhalten aufhören kannst und ins Tun kommst. Und falls du selbst nicht von Aufschieberitis betroffen bist, führen diese Irrtümer dazu, dass du jemanden, der darunter leidet, möglicherweise unfair behandelst - und ihn oder sie ohne Absicht noch tiefer in die Scheiße tauchst.

Das sind die 4 gefährlichen Irrtümer:

  • Irrtum 1: Du denkst, gegen Aufschieberitis helfe nur Willenskraft oder Disziplin.
  • Irrtum 2: Du hältst Aufschieben für Versagen oder für einen Charakterfehler.
  • Irrtum 3: Du denkst, mit Zeitmanagement und besserer Organisation könntest du die Aufschieberitis besiegen.
  • Irrtum 4: Du denkst, du müsstest deine Emotionen einfach nur abschalten oder verändern, um Aufschieberitis in den Griff zu bekommen.

Es gibt noch einen weiteren Punkt, der sogenannte Scanner-Persönlichkeiten betrifft. Der passt aber nicht hierher, deshalb wird es dazu einen eigenen Blogbeitrag geben.



Kurze
Anmerkung

In diesem Beitrag geht es um Aufschieberitis bei einem Vorhaben, das der Person, die aufschiebt, wirklich wichtig ist. Das kann ein Herzensprojekt sein oder eine wichtige berufliche oder private Aufgabe. Es geht hier nicht um das Vermeiden von unangenehmen, lästigen oder langweiligen Aufgaben.

Irrtum 1: Du denkst, gegen Aufschieberitis helfe nur Willenskraft oder Disziplin

Das dachte ich früher auch, sogar recht lange. Aber an Willenskraft und Disziplin zu arbeiten, hat mir nicht geholfen - das Ergebnis waren Schlafstörungen, Magenschmerzen und Verdauungsprobleme. Selbstgemachter Druck, „Augen zu und durch“, „Arschbacken zusammenkneifen“, „Mach doch einfach“ und Ähnliches haben bei mir nicht funktioniert.

Und auch bei den Coachingklient*innen und Seminarteilnehmer*innen, mit denen ich in den letzten Jahren gearbeitet habe, hat das Prinzip „mehr Disziplin“ nicht geholfen.

Tatsächlich sind viele meiner Klient*innen sehr willensstarke Personen, am fehlenden Willen, an mangelnder Disziplin, an zu wenig Durchhaltevermögen kann es bei ihnen nicht liegen.

Aus eigener Erfahrung und aus der Erfahrung mit meinen Klient*innen weiß ich, dass Aufschieberitis durch etwas ganz anderes ausgelöst wird:

Meist sind es Selbstzweifel oder Ängste, die zu dem Aufschiebeverhalten führen. Typischerweise Zweifel wie:

  • Schaffe ich das überhaupt? Was, wenn ich scheitere?
  • Bin ich dafür überhaupt gut genug?
  • Was, wenn ich einen Fehler mache? Was, wenn ich kritisiert werden?
  • Was, wenn ich die falsche Entscheidung treffe?

Deshalb vermeiden wir die Situationen, die diese oder ähnliche Ängste auslösen. Deshalb schieben wird die Situationen hinaus, in den wir scheitern könnten oder in denen uns jemand kritisieren könnte.

Irrtum 2: Du hältst Aufschieben für Versagen oder für einen Charakterfehler

Ich spreche hier von Menschen, die etwas tun wollen, was ihnen sehr am Herzen liegt. Sie wollen ein Buch schreiben, einen Kurs entwickeln, einen Song aufnehmen, eine Firma gründen, sich um eine neue Stelle bewerben - in diesen und ganz vielen weiteren Fällen geht ihnen darum, etwas zu tun oder zu erreichen, was ihnen wirklich am Herzen liegt.

Wer bei einem solchen Herzensprojekt aufschiebt, der tut das nicht aus Faulheit oder aus Schwäche.

Das Aufschieben ist ein Versuch, mit den Ängsten und Zweifeln umzugehen, die das Herzensprojekt hervorruft. Es ist der Versuch, den Ängsten auszuweichen - was oft funktioniert. Viele meiner Klient*innen, die ich auf Ängste anspreche, reagieren mit einem „Ängste? Nö, spüre ich nicht.“ Kein Wunder: Wenn sie die Situation vermeiden, vor der sie sich fürchten ...

Nur leider führt das Aufschieben nicht dazu, dass sie ihr Herzensprojekt zu Ende bringen.

Jemandem, der ein wichtiges Projekt aufschiebt, vorzuhalten, er wäre faul, undiszipliniert oder schwach, ist kontraproduktiv. Das Aufschieben ist ein Symptom. An dem Symptom herumzudoktoren, zum Beispiel durch gut gemeinte Ratschläge oder mehr oder weniger motivierende Sprüche („Es ist nicht genug, zu wollen - man muss auch tun.“), hilft nichts. Denn es setzt nicht an dem dahinterliegenden Problem an: den Ängsten und Zweifeln.

Irrtum 3: Du denkst, mit Zeitmanagement und besserer Organisation könntest man die Aufschieberitis besiegen

Viele Methoden zur Selbstorganisation sind hilfreich, keine Frage. Und tatsächlich sind viele, die unter Aufschieberitis leiden, nicht so gut organisiert, wie sie sein könnten.

Andererseits sind unter den „Aufschiebern“, die ich kenne, etliche, die zig Zeit- und Selbstmanagement-Methoden ernsthaft ausprobiert haben. Ich gehöre auch dazu, ich habe sogar Bücher zu Zeitmanagement geschrieben.

Trotzdem ist es mir erst gelungen, mein Aufschiebeverhalten abzulegen, nachdem ich mich mit den hinter dem Aufschieben sitzenden Ängsten befasst habe.

Deshalb: Zeit- und Selbstmanagement können hilfreich sein. Wenn man sie nicht als Allheilmittel sieht, sondern sich parallel auch um die Zweifel und Ängste kümmert, die zu dem Vermeidungsverhalten führen.

Irrtum 4: Du denkst, man müsste seine Emotionen einfach nur abschalten

Wer zu Aufschieberitis neigt, hat mit Sicherheit schon mal einen Spruch ähnlich wie diesen gehört: „Einfach mal machen. Um Befindlichkeiten kannst du dich später kümmern.“ Oder krasser: „Stell dich nicht so an. Ist doch nicht so schlimm. Mach einfach.“

Im Klartext heißt das: „Pack deine Angst weg und tu’s einfach.“ Als ob das so einfach wäre. Als ob die Person das nicht schon hundert Mal versucht hätte. Es hat aber nicht funktioniert. Weil es nicht funktionieren kann.

Weil ein Angst-wegdrücken die Angst nicht „weg macht“. Die Angst ist weiterhin da, und kann im unpassenden Moment wieder nach oben brechen.

Zudem verstärkt ein dummer Spruch wie „Einfach mal machen“ die Selbstvorwürfe, die sich Menschen, die aufschieben, ohnehin ständig machen, noch mehr. Schließlich ist es für sie nicht einfach, es einfach zu tun. Das wiederum führt dazu, dass das Selbstwertgefühl noch weiter sinkt - und schon sind die Betroffenen in einer Abwärtschleife gefangen.

Was stattdessen helfen würde: Die Angst wahrnehmen, nicht wegdrücken und auch nicht davor flüchten (Aufschieben ist ein Fluchtverhalten). Und genau hinschauen - denn oft ist das, was wir fürchten, gar nicht so fürchterlich. Oft stellt sich die Angst als Scheinriese heraus, und es ist letztlich die Angst vor der Angst, die uns lähmt.

Tipp 1: Der Angst den Schrecken nehmen

In diesem Beitrag beschreibe ich eine einfache Methode, wie du der Angst, beispielsweise vor dem Scheitern oder vor Kritik, den Schrecken nimmst.

Tipp 2: Aufschieberitis adieu

Wenn du Aufschieberitis nachhaltig ablegen willst, unterstütze ich dich gern mit meinem Aufschieberitis-adieu-Coaching. Dabei begleite ich dich 4 bis 5 Wochen durch ein festes Programm, bei dem du lernst, mit Ängsten, Zweifeln und inneren Konflikten konstruktiv umzugehen - sodass du nicht mehr aufschieben musst. Damit sich das Gelernte dauerhaft setzt, bin ich danach noch einen Monat an einer Seite.


Zu den Bildern

Das Titelfoto stammt von Thao Le Hoang, die anderen von den Unsplash-Nutzern Adrian Swancar und svklimkin sowie von freestocks.



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